Exkursion der Jahrgangsstufe 12 nach Verdun

Austausch & Exkursionen, Europa, Gesellschaftswissenschaften

Gebeinhaus und Nationalfriedhof

Ein Programmpunkt auf unserer Exkursion nach Verdun war das Gebeinhaus. Dieses war durch seine besondere Architektur und dem angrenzenden französischen Soldatenfriedhof schon von weitem erkennbar. Die 16.000 weißen und akkurat angeordneten Kreuze der Kriegsgräber sorgen für eine bedrückende und angespannte Atmosphäre. Das Gebeinhaus, welches zum Gedenken an 130.000 Kriegsgefallene dient, lagert im Keller die gefundenen Gebeine derer. Durch Fenster an der Außenseite konnten wir diese erblicken und erst dann realisierten viele das Ausmaß des Grauens. Nach der Führung über den Friedhof, durften wir das Innere des Gebeinhauses erkunden. In bedrückender Stille betrachteten wir eine Reihe von Särgen, sowie die Inschrift der gefallenen Kriegsdivisionen und ihrer Kampfdaten in Verdun. Das Gebeinhaus bleibt vielen als ein sehr eindrucksvoller, aber auch erschütternder Ort in Erinnerung.

Text: Celina Konz

Das Fort Douaumont

Die nächste Etappe auf unserem Verdun-Besuch war das Fort Douaumont. An der Festungsanlage sind die Folgen des Beschusses noch deutlich zu erkennen. Es gibt kaum eine ebene Stelle auf dem Dach der Festung und um sie herum. Sie war im Herzen des Schlachtfeldes und wechselte zwei Mal die Seiten.

Während unserer Führung wurde uns klar wie unmenschlich die Bedingungen in der Festung gewesen sein müssen. Die für 800 Soldaten gebaute Festung wurde von zeitweise viereinhalb Tausend bewohnt. Auch die sanitären Einrichtungen waren abscheulich. Da die Anlage für eine viel geringer Zahl von Soldaten ausgelegt war, standen viel zu wenige Toiletten, Waschmöglichkeiten und Betten zur Verfügung, dies führte auch zur Ausbreitung von Krankheiten.

Hinzukam noch der dauerhafte Granatenhagel, die die Festung allmählich zerstörte und undicht machte. Die Festung lag nämlich inmitten des Schlachtfeldes und hatte aufgrund der strategischen Lage auf einem Hügel eine hohe strategische Bedeutung. So leben hier heute Fledermäuse und Tropfsteine bilden sich. Besonders der Friedhof innerhalb der Festung, der nach einem Brand innerhalb der Festung eingerichtet wurde, war sehr eindrucksvoll. Der Brand wurde durch ein französisches Geschoss während der deutschen Besatzung der Festung verursacht und konnte tagelang nicht gelöscht werden, da der Brand die Munitionslager erreichte und diese zur Explosion und zum Brand brachte. Vor allem die schlechte Durchlüftung forderte der Brand so viele Opfer. Erst nach zwei Tagen konnte er gelöscht werden. Auffällig war auch, dass auf dem Fort Douaumont heute sowohl die deutsche als auch die französische Fahne wehten, was die Aussöhnung der Erbfeinde nach dem Zweiten Weltkrieg symbolisierte und dass an einem der blutigsten Orte der deutsch-französischen Geschichte.

Text: Thomas Meder und Eliah Burg

Mémorial de Verdun

Nachdem wir uns auf unserer Tagesexkursion zum Nationalfriedhof Fleury-devant-Douaumont am Fort Douaumont bereits einen eindrucksvollen Einblick in die Lebensumstände der Frontsoldaten verschaffen konnten, haben wir im Mémorial de Verdun die Gelegenheit bekommen, in die Situation der Soldaten authentisch und emotional durch Exponate, audiovisuelle Inhalte sowie Tagebucheinträge oder Briefe an die Familie der Soldaten einzutauchen. Vor allem die persönlichen Schriften der Soldaten gaben einen realen und beklemmenden Einblick in das Kriegsgeschehen und das Empfinden der Männer. Die empfundene Angst der Soldaten war im Raum spürbar und wurde angesichts der ausgestellten Kriegsgeräte verstärkt. Neben den widergespiegelten Lebensumständen der Soldaten, wurde uns auch die Möglichkeit geboten, die Umstände und Auswirkungen des Krieges auf Zivilgesellschaft und Kultur nachzuvollziehen. 

Das Mémorial de Verdun ist als Gedenkstätte und Museum ein Ort des Gedenkens und ein Ort des Lernens, welcher uns Tag täglich dazu anhält, die Ereignisse unserer Vergangenheit zu erhalten. In dieser Funktion stellt es ein Mahnmal für uns als Gesellschaft dar, welches uns staatenübergreifend die gesamtgesellschaftliche Pflicht gibt, Lehren aus der Vergangenheit zu ziehen und dafür zu sorgen, dass Vergangenes nicht wieder zur erschreckenden Realität erblüht.

Text: Niklas Berweiler und Milena Gottfried

Das Dorf Fleury 

Gegen Ende unserer Exkursion besichtigten wir Fleury, ein Dorf, das während der Schlacht um Verdun dem Erdboden gleich gemacht wurde. Auf dem ehemaligen Marktplatz erklärte uns Herr Köppel die tragische Geschichte des Dorfes. Der Boden, auf dem früher die Häuser und Höfe standen, war nach dem Krieg aufgrund des Einsatzes von Giftgas, Chemikalien und anderen Geschossen dermaßen verseucht, dass sich noch Jahre danach keine Pflanzen oder Tiere dort ansiedelten und der Ort noch lange an die grausamen Geschehnisse unvorstellbaren Ausmaßes erinnerte. 

Heute wird der Ort gepflegt, hat sogar einen Bürgermeister und es wird noch immer an der Aufforstung der Fläche gearbeitet, um in Gedanken, die von den Bomben und Granaten zerfurchte Landschaft als Mahnmal zu erhalten

Text: Lena Stancato und Paula Lanz

Der deutsche Soldatenfriedhof in Hautecourt

Bevor wir unsere Exkursion in Verdun abschlossen, gab es noch einen Ort zu besuchen: den deutschen Soldatenfriedhof in Hautecourt. Dieser liegt an einer Landstraße etwas außerhalb des eigentlichen Schlachtfeldes. Im Vergleich zu dem französischen Soldatenfriedhof, den wir vorher besichtigt haben, machte der deutsche Friedhof einen weitaus bescheideneren Eindruck. In Hautecourt ruhen in drei verschieden Massengräbern jeweils ca. 5.200 Soldaten, zudem gibt es weitere 2.885 Einzelgräber. Auffallend waren hier insgesamt 12 Stelen zwischen den vielen Stahlkreuzen, die die Ruhestätten jüdischer Soldaten markieren. Das Gelände, das vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge instandgehalten wird, wirkte ruhig und recht gepflegt. Man hatte das Gefühl, dieser Ort sei weniger als monumentales Erinnerungsmal gedacht, sondern eher als stille, letzte Ruhestätte für die gefallen deutschen Soldaten des Ersten Weltkriegs. 

Leider mussten wir bei dem Besuch eine schockierende Entdeckung machen. Auf dem Gelände des Friedhofs fanden wir zwei Grabkerzen, die mit einer Reichsflagge und rechtsextremen Parolen bedruckt waren. Daher haben wir die Kerzen entfernt und entsorgt. Wir waren entsetzt darüber, dass ein Ort, der dem Gedenken vieler Kriegsopfer gewidmet ist, zur Verherrlichung eben dieses Krieges missbraucht wird. 

Text: Fabian Quint

Fotos: Sarah Engel und Sarah Bock 

 

 

Zurück
Sdui-App
NEXTCLOUD