Zwischen Frauenplan und Buchenwald

Austausch & Exkursionen, Europa, Deutsch

Studienfahrt der 12er Leistungskurse Deutsch und Geschichte nach Weimar

Weimar – die Stadt, in der wir lernten, den Osten zu lieben, für die köstliche Vita-Cola, die günstigen Preise, die freundlichen Menschen… Allem voran aber für die Kultur und die Ästhetik, damals wie heute. Zu lernen gab es en masse, zu sehen und zu erleben noch mehr.

Nach einer Zug-Reise von rund sieben Stunden kamen wir in der Weltstadt Weimar an und begannen einen Stadtrundgang, der uns an diesem Nachmittag und am nächsten Tag von der Herderkirche bis zur Bauhaus-Universität führte. Durch von unseren Mitschüler*innen vorbereitete Kurzreferate lernten wir bedeutsame Orte und Persönlichkeiten Weimars kennen. Statuen von den großen Köpfen der Klassik: Wieland, Herder, Goethe und Schiller standen prachtvoll im Wind und wir staunend drumherum. In einem zentral gelegenen Hostel mit thematisch verschieden gestalteten Zimmern und einer urigen Küche wartete jeden Morgen ein köstliches Frühstück, um uns für die teils anstrengenden Bildungstage zu stärken.

Am zweiten Tag wurde unsere Gruppe zweigeteilt, um zeitversetzt das Goethe-Nationalmuseum sowie sein pompöses Wohnhaus am Frauenplan zu besichtigen. Wir bekamen umgeben von Sammlerstücken, originalen Möbeln und seinem Reisemantel einen Einblick in das Leben Goethes und die vielen Aspekte seines literarischen, wissenschaftlichen und politischen Schaffens. Anschließend wurden die würzigen Thüringer Brummer (Rostbratwürste) vom Marktplatz verkostet und mit einer satten Zehn von Zehn in jedem Bewertungskriterium verzeichnet. Doch auch den weitläufigen Park an der Ilm durfte sich keiner entgehen lassen, sei es das Gartenhaus Goethes, in der Größe einer etwas kleineren Villa, das Römische Haus Carl Augusts oder die Shakespeare-Skulptur, die träumerisch in die Ferne schaut.

Abends teilte sich die Großgruppe zunächst in Freizeitler, die sich der individuellen Erkundung Weimars widmeten, und Kulturinteressierte, die entweder im Foyer des Nationaltheaters einer Autoren-Lesung von Christoph Peters Roman „Der Sandkasten“ beiwohnten oder auf der Studiobühne das Theaterstück „Irreparabel“ anschauten. Später fanden wir uns dann alle auf ein Erfrischungsgetränk zusammen und ließen den Abend ausklingen.

Am Donnerstagmorgen stiegen wir in den Bus auf den Ettersberg, um die Gedenkstätte Buchenwald zu besuchen und uns dort über das Ausmaß der NS-Verbrechen zu informieren. Die erhaltenen Eindrücke, auch vermittelt durch unseren Tour-Guide, waren erdrückend, niederschlagend und dadurch prägend. Um den Nachmittag weniger zehrend zu gestalten, besichtigten wir danach in Teilgruppen die Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek und das Bauhaus-Museum. Zwei kontrastierende Erlebnisse, wie sich herausstellte, denn das historische Bibliotheksgebäude beherbergt heute das Archiv für europäische Literatur- und Kulturgeschichte des 19. Jahrhunderts und begeistert mit einem Rokoko-Saal und Büchern  über Büchern, während die Geschichte des Bauhauses die wohl bedeutendste und revolutionärste Bewegung des 20. Jahrhunderts abbildet und die Moderne, wie sie heute durch Grundsätze wie „form follows function“ oder „less is more“ bekannt ist, maßgeblich geprägt hat. Anhand einer Vielzahl von Exponaten wurden diese unterschiedlichen Abschnitte der deutschen Geschichte anschaulich dargestellt.

Zu einem finalen Ausklang der Weimar-Reise setzten wir uns erneut in den Park, genossen die Sonne, lernten lokale Menschen kennen, verloren diverse Kopfhörer und die ein oder andere Augenbraue… Um auch diesen Tag würdig zu beenden, begaben wir uns auf die fast vergebliche, letztlich aber erfolgreiche Jagd nach einem nächtlichen Döner.

Vor der Abreise am Freitag stand noch das Haus der Weimarer Republik auf dem Plan, das den Beginn der ersten parlamentarischen Demokratie in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg, ihre kurze Blütezeit sowie ihr Ende durch die „Machtergreifung“ Hitlers 1933 veranschaulicht. Wir lernten, wie das Leben nach dem erschütternden Weltkrieg weiterging, wie Frauen das erste Mal in der deutschen Geschichte wählen durften, wie die Nationalsozialisten die Demokratie langsam aushöhlten und in eine Diktatur verwandelten, und konnten zum Schluss mithilfe eines Wahlomats herausfinden, welche Partei der Weimarer Republik wir damals gewählt hätten.

Danach ging es in den Zug, um erneute sieben Stunden auf Reisen zu verbringen. Während dieser Bericht sein Ende findet, haben wir weitere eineinhalb Stunden vor uns und freuen uns, dass die Deutsche Bahn nicht einmal enttäuschte (bisher). Nun hoffen wir auf eine sanfte Restrückreise und schwelgen noch in Erinnerungen an die Kulturhochburg Weimar.

 

Text: Elena Krippes, Leon Meentzen, Jan Port, Lilith Rother

Bilder: Martina Bretz, Jonas Gilg

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